05.09.2023
Bücherei-Konzeption

Ein Büchereikonzept führt nicht dazu, mehr zu tun, sondern das Richtige

Fragen Sie sich manchmal, wie Sie mehr Schwung in den Büchereibetrieb bringen könnten, wie Sie weitere Mitarbeitende für die gemeinsame Arbeit im Team gewinnen können? Bei diesen und ähnlichen Fragen könnte es hilfreich sein, ein Büchereikonzept zu erstellen.

Kon­zept, das (Substantiv, Neutrum) Lautschrift [kɔnˈtsɛpt]

Der Duden zeigt drei Bedeutungen des Wortes auf:

  1. skizzenhafter, stichwortartiger Entwurf, Rohfassung eines Textes, einer Rede o. Ä.
  2. klar umrissener Plan, Programm für ein Vorhaben
  3. Idee, Ideal; aus der Wahrnehmung abstrahierte Vorstellung

Fragen Sie sich manchmal, wie Sie mehr Schwung in den Büchereibetrieb bringen könnten, wie Sie weitere Mitarbeitende für die gemeinsame Arbeit im Team gewinnen können?

Was lassen die vorhandenen Ressourcen (Mitarbeitende, Finanzen, Räumlichkeiten etc.) zu? Wer ist meine jetzige und evt. zukünftige Zielgruppe und wie kann ich diese effektiver erreichen? Und wie kann sich DIE BÜCHEREI angesichts der in großen Pastoralen Räumen zusammengefassten Kirchengemeinden besser vernetzen? Bei diesen und ähnlichen Fragen könnte es hilfreich sein, ein Büchereikonzept zu erstellen.

Ein Konzept erarbeitet man in fünf Schritten. Doch zunächst ein paar Vorüberlegungen:

Was ist ein Konzept?

Technisch gesprochen ist ein Konzept eine fundierte, zukunftsorientierte, mit einer Ist-Analyse und einem Soll-Konzept sowie klar definierten Zielen versehene Planung.

Warum ist ein Konzept wichtig für DIE BÜCHEREI?

Sie kennen vielleicht den Ausspruch: Nur was sich ändert, wird bestehen. Oder drastischer ausgedrückt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Mit einem Konzept machen Sie gemeinsam mit Ihrem Team Ihre Bücherei fit für die Zukunft. Verschiedene Veränderungen in Gesellschaft und Kirche wirken sich im Laufe der Zeit auf die Büchereiarbeit aus und erfordern Anpassungen in deren Zielen:

  • veränderte Lebensthemen der „Kundschaft
  • verändertes Mediennutzungs- (und Freizeit-)verhalten – Stichwort Digitalisierung
  • schrumpfende oder sich verändernde Bevölkerungsgruppen, die ein Interesse an der Bücherei und ihren Angeboten haben (demographischer Wandel, Migration)
  • Zusammenfassung von Kirchengemeinden in Pastoralverbünde/Pastoralen Räumen

Es besteht die Chance, sich die Problemfelder der aktuellen Situation bewusst zu machen und proaktiv das Potential der Bücherei aufzuzeigen.

Ein Konzept ist also eine Investition in die Zukunft und zudem eine vorbeugende Maßnahme. Bevor ggf. der Kirchenvorstand über eine Büchereischließung im Zuge von Pfarreifusionen nachdenkt, sind Sie Dank konzeptioneller Überlegungen vorbereitet und haben gute Argumente für das Fortbestehen der Bücherei.

 In fünf Schritten zum Büchereikonzept

1. Die ideale Bücherei – Die Vision:

Wozu ist die Bücherei da? Was wollen wir für unsere Leserschaft sein? (Ort der Begegnung, der Leseförderung, der Seelsorge, …)
Was hat man davon, wenn man die Angebote der Bücherei nutzt? Was bieten wir? (verschiedenste Medien, Veranstaltungen, Austausch, …)
Wie soll die Bücherei bspw. in fünf Jahren aussehen?

 2. Wie steht die Bücherei zurzeit da? Die Ist-Analyse:

Sammeln Sie Informationen und setzen Sie die wichtigsten Faktoren der Bücherei miteinander in Beziehung und betrachten Sie jeweils die Entwicklung über die letzten Jahre (Situationsanalyse):

  • Medienangebot und Mediennutzung (Umsatz, Effizienz, Erneuerungsquote)
  • Benutzergruppen
  • Öffnungszeiten
  • Veranstaltungen und Besuche
  • Personal und Finanzen
  • Lage, Raum und Ausstattung

Gibt es Rückmeldungen von Nutzerinnen oder Nutzern zu einzelnen Punkten?

Was spielt sich im Umfeld der Bücherei ab? (Umfeldanalyse):
z.B.  Welche Akteure im Bereich der Literatur, der Freizeitgestaltung und der Begegnungsangebote gibt es im Ort? Auf wen müssen Sie achten, auf wen sind Sie angewiesen?

Was bedeuten Ereignisse im Ort für die Bücherei, z. B. die Schließung der Grundschule oder des Jugendheims? Zuzug junger Familien (Neubaugebiete). Was bedeutet der hohe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund? Wie entwickelt sich die Bevölkerung?
Statistiken der Kommune sind hier vielfach aufschlussreich.

Welche Aufgaben hat DIE BÜCHEREI in der Kirchengemeinde, aber auch in der politischen Gemeinde?

3. Was ergibt sich daraus für künftige Handlungsfelder und Schwerpunkte?

Bewerten Sie die Ergebnisse der Situations- und Umfeldanalyse.

Welche Handlungsfelder sind für die Bücherei zukünftig sinnvoll? Wo sollten Schwerpunkte gesetzt oder evt. verschoben werden? Welchen Trend kann eine Bücherei im Rahmen ihrer Mittel mitgehen, welche lässt sie aus? Ein Konzept sollte vorgeben, wo sich eine Bücherei engagieren will, damit diese Bereiche richtig wahrgenommen werden und nicht alle Bereiche ein bisschen.

Zusätzlich gilt es zu berücksichtigen, welche Erwartungen der Träger (= Kirchengemeinde) und der Kooperationspartner der Bücherei haben? Wie kann die Bücherei in den Gemeindekontext integriert bleiben bzw. besser integriert werden? (Pastoralvereinbarung, Bücherei als pastoraler Ort).

 4. Welche Ziele und Zielgruppen leite ich daraus ab?

Nachdem die Handlungsfelder der Bücherei bestimmt wurden, müssen die entsprechenden Zielgruppen benannt und auch konkrete Ziele sollten definiert werden. Möchte beispielsweise eine Bücherei den Schwerpunkt auf den Bereich Kleinkinder legen, da die Umfeldanalyse den Zuzug vieler junger Familien ergeben hat, könnte ein definiertes Ziel sein, regelmäßig die Elternabende in den KiTas zu nutzen und die Bücherei und ihr spezifisches Medien- und Veranstaltungsangebot für diese Gruppe zu erläutern. Ein weiteres Ziel in diesem Zusammenhang könnte die Umgestaltung des Kleinkindbereichs der Bücherei in einem festgesetzten Zeitrahmen sein.

Die spätere Umsetzung ist an diesem Ziel ausgerichtet. Es gibt vor, worauf das Team hinarbeitet. Die entscheidende Frage lautet deshalb: Was genau soll erreicht und umgesetzt werden?

Konzepte können auch große Ziele beinhalten, allerdings muss es auch umsetzbar bleiben. Utopische Erwartungen und Ziele, die niemals erreicht werden können – sei es aus zeitlicher, personeller oder vielleicht auch finanzieller Sicht – lassen jedes Konzept scheitern.

5. Was muss ich zur Umsetzung der Ziele tun (erste Maßnahmen)

  • Aufmerksam sein für die Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen an die Bücherei, dies könnte zum Beispiel zu geänderten Öffnungszeiten führen. Um in unserem obigen Beispiel zu bleiben, sind Büchereiöffnungen am frühen Morgen und über die Mittagszeit nicht passend für unsere definierte Zielgruppe mit jungen Kindern.
  • Medienbestand sollte sich orientieren an den Lebensthemen der Menschen
  • Veranstaltungsformate für die verschiedenen Gruppen entwerfen, z. B. Leseförderangebote für kleine Kinder, außergewöhnliche Klassenführungen für Schulkinder, Erzählcafé für Senioren oder Migranten
  • Gruppengerechte Werbung für die Angebote der Bücherei
  • Einladungen in zeitgemäßen und zielgruppenspezifischen Medien gestalten
  • DIE BÜCHEREI in Netzwerke in der Kirchengemeinde und im Ort einbinden

Diese Schritte gehen wir gerne mit Ihnen gemeinsam. Ansprechpersonen: Linda Dülme (05251 125-1926) und Elisabeth Lappe-Oeynhausen (05251 125-1916).

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