29.04.2025
Bücherei-Konzeption

Katholische öffentliche Büchereien unterschätzte Orte der Pastoral

So betitelt der Mainzer Universitätsprofessor Dr. Philipp Müller seinen Artikel in der „Zeitschrift für Pastoraltheologie“ (2024-2). Er erläutert hierin die Entstehung der Katholischen öffentlichen Büchereien und stellt dar, wie wichtig die Büchereien für die Gemeinden sind.

Im Folgenden Auszüge aus seinem Artikel, die die Bedeutung der Katholischen öffentlichen Büchereien als pastorale Orte besonders hervorheben.

 

„Die KÖB stellen wohnortnah ein breit gefächertes Ausleihangebot an Büchern und anderen Medien kostenlos bereit, das auf die Bedürfnisse der Leserschaft abgestimmt ist. Nicht nur im ländlichen Raum sind sie eine tragende Säule kultureller Bildung. Ihre Aufgabe erfüllen sie meistens reibungslos und ohne viel Aufhebens. (…) Als „Dritter Ort“ ermöglichen sie vielfältige Begegnungen und fördern die Bildung breiter Bevölkerungsgruppen ohne religiös-konfessionelle Restriktionen, nicht zuletzt für wenig mobile Menschen im ländlichen Raum. Durch Bücher und andere Medien leisten die KÖB einen Beitrag zu einer erfüllten Freizeitgestaltung; durch Ratgeberliteratur geben sie Hilfestellung in existenziellen Situationen und tragen zur Seelsorge und Sinnstiftung bei. (…)

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Zielsetzung tragen KÖBs zur Verwirklichung des Grundauftrags von Kirche bei, an der Errichtung einer geschwisterlichen Gemeinschaft aller selbstlos mitzuwirken. (…) In ihrer offenen Grundhaltung für jeden und jede zeigen die KÖB den Pfarreien und ihren Gemeinden die Möglichkeiten an, wie sie in der Welt von heute präsent und selbstlos für die Menschen da sein können.“

 

Bedeutung der Bücherei für Ihre Gemeinde

Ist Ihnen der Wert Ihrer Arbeit in einer Katholischen öffentlichen Bücherei in diesen Dimensionen bisher bewusst gewesen? Oder war es „nur“ die Möglichkeit, ein Hobby mit dem dazu passenden Ehrenamt zu kombinieren?

In Hinblick auf die sich wandelnde Kirchenlandschaft meint Dr. Müller, dass „in diesen Umstrukturierungsprozessen (…) die KÖB als ein wichtiger pastoraler Ort wahrgenommen und wertgeschätzt werden“ sollten. Arbeiten Sie mit Ihrem Team daran, dass die Bücherei in Ihrer Gemeinde als bedeutsam und erhaltenswert anerkannt wird. Machen Sie auf sich und Ihre Arbeit aufmerksam. Bringen Sie sich ins Gespräch, nicht nur bei Leserinnen und Lesern, sondern auch bei Ihren Entscheidungsträgern.

Dr. Müller schreibt dazu: „Angesichts dessen, was die KÖBs für Kirche und Gesellschaft leisten, sollten sie in den diözesanen Strukturen besser verankert sein. Um zu verhindern, dass Verantwortliche in den Pfarreien das Engagement in einer KÖB als bloße Freizeitaktivität betrachten und dessen pastorale Bedeutung übersehen wird, empfiehlt es sich, dass jede Bücherei einmal pro Jahr als Tagesordnungspunkt des Pfarrgemeinderats erscheint; dort könnte darüber berichtet werden, was in der KÖB alles geschieht und welche konkreten Dienste die Einrichtung leistet.“

 

Die Zukunft der Katholischen öffentlichen Büchereien im Erzbistum Paderborn

Der Bistumsprozess im Erzbistum Paderborn wird viele Umbrüche mit sich bringen, denn in den nächsten Jahren ist vorgesehen, die 603 Kirchengemeinden in 25 Großpfarreien zusammen zu fassen.

Wir in der Büchereifachstelle sind aber davon überzeugt, dass die KÖB gute Voraussetzungen mit sich bringen, um weiterhin eine bedeutsame Rolle in den neuen Seelsorgeräumen zu spielen. Die Büchereien sind schließlich nicht nur reine Medienvermittlungsorte. Wo sonst stehen mehrmals in der Woche die Türen offen, um den Menschen einen Treffpunkt zum Austausch und zur Kontaktaufnahme zu bieten?

Machen Sie den Verantwortlichen in Ihrer Gemeinde die Relevanz Ihrer Bücherei bewusst und gehen Sie mit Selbstbewusstsein in die Umstrukturierungsprozesse.

 

 

DOI: 10.17879/zpth-2024-6276 ZPTh, 44. Jahrgang, 2024-2, S. 279–293

 

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